Der Verband Alter Corpsstudenten (VAC)
Die Gründung des Verbandes Alter Corpsstudenten geht auf das Jahr 1880 zurück. Damals war man sich darüber klargeworden, dass, wenn man die Aktiven mit Erfolg beraten und ihnen die wirtschaftlich schwierigen Zeiten (Gründerjahre) erleichtern wollte, unbedingt ein fester Zusammenschluss vonnöten sei. Erst um diese Zeit, man glaubt es heute fast nicht mehr, entstanden bei den allermeisten Corps die Corps-Altherren-Verbände, und in die gleiche Zeit fallen auch die ersten Erörterungen eines engeren Zusammenschlusses der Alten Herren zu einem größeren AH-Verband, der sie über die einzelnen Corps und über die Grenzen einer Stadt oder eines Kreises hinaus vereinigen sollte.
Festere Formen nahmen diese Erörterungen aber erst an, nachdem Dr. Paul Salvisberg Rhenaniae Bern, der Herausgeber der von ihm 1884 gegründeten Zeitschrift Akademische Monatshefte, einen in Einzelheiten durchdachten Plan auf einer Zusammenkunft Alter Corpsstudenten in München am 15. 8. 1887 vorgetragen hatte. Mit einem Rundschreiben wandte man sich an die corpsstudentische Öffentlichkeit. Corpsstudenten waren immer schon ausgeprägte Individualisten, der VAC konnte später und kann auch jetzt noch ein Lied davon singen, und so gab es natürlich zunächst viele Hemmungen und Schwierigkeiten zu überwinden. Aber trotzdem konnte schon am 21. 4. 1888 gestützt auf etwa 500 Zusagen in einer neuen Versammlung Münchener Corpsstudenten unter dem Vorsitz des späteren bayrischen Justizministers Dr. Ritter v. Miltner Sueviae München der Verband Alter Corpsstudenten konstituiert werden. Mit den nachfolgenden Worten umriss Ritter v. Miltner auf dieser Sitzung das Programm so zielsicher, dass es bis heute unverändert geblieben ist:
„Wir wollen der Sache der Corps, als dem Ideal unserer Studenten-jahre, ehrlich und gewissenhaft dienen und nützen. Wir sind vollkommen frei von jeder Sonderbestrebung, weil wir nur die gemeinsame Sache im Auge haben. Wir wollen die Automie der schon bestehenden und der zu gründenden AH-Verbände (= AHSC) prinzipiell unangetastet lassen; es soll vielmehr das Zentralkomitee wesentlich nur Vollzugsorgan der örtlichen Verbände sein. Wir wollen gegenüber den aktiven Corpsbrüdern keinerlei Kontrollbehörde oder etwas Ähnliches sein, denn wir wollen in keinen Gegensatz zu ihnen treten, sondern ihnen zur Verwirklichung der Ziele des Corpslebens die Bruderhand reichen. Dies schließt nicht aus, dass im Bedürfnisfall der Pfad wohlwollender Beratung betreten wird.“
Ein Aufruf regte zur Bildung neuer Bezirksverbände (AHSC) auf, die zunächst in dem in München gebildeten Zentralkomitee ihre Spitze haben sollten. Ursprünglich waren besondere Abgeordnetentagungen nicht vorgesehen. Man wollte sich auf schriftlichen Verkehr untereinander beschränken. Dies erwies sich jedoch bald als zu umständlich. So kam es auf Anregung des Bezirksverbandes für Württemberg und Hohenzollern am 11./12. Mai 1894 zum ersten Abgeordnetentag (AT) in Bad Kösen, der gleichzeitig mit der Tagung des KSCV (Kösener Seniorenconventsverband, der Tagung der studierenden aktiven Corpsstudenten) abgehalten wurde. Hier erhielt der Verband sein festeres Gefüge. Neue Statuten wurden beschlossen. An die Stelle des Zentralkomitees trat der Gesamtausschuss (GA), dessen Sitz erst alle drei, später alle fünf Jahre wechseln sollte und der vom Bezirksverband seines Sitzes gewählt wurde. Die erste Wahl fiel auf Berlin, das am 1.1.1895 die Leitung übernahm.
Die erste Tat des Berliner Gesamtausschusses war der Beschluss, auf der Rudelsburg dem Fürsten Bismarck Hannoverae zu seinem 80. Geburtstag (1. 4. 1895) ein Denkmal zu errichten. Der Bildhauer Professor Dr. Pfretschner Thuringiae Leipzig, Sueviae Straßburg, Rhaetiae Innsbruck hatte den Gedanken, ihn als jungen Corps-studenten mit Band und Schläger darzustellen. Auf dem Sockel standen die Verse:
Das deutsche Volk in Einigkeit,
Ein neues Reich in neuer Zeit,
Millionen haben darüber gedacht,
Aber nur Einer hats fertiggebracht:
Einer der Unsern in Lieb und Zorn,
Ein Bursch von echtem Schrot und Korn,
Ein alter deutscher Corpsstudent,
Den alle Welt Fürst Bismarck nennt.
Dies Bild stellt ihn als Jungbursch dar,
Dankt Gott, dass er der Unsere war!